Effizienz, Vernetzung und Freiräume: Prof. Alexander Köthe stellt sich als neuer Dekan vor
Seit 1. Februar ist Prof. Alexander Köthe neuer Dekan im Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Er folgt auf Professorin Heike Pospisil, die das Amt seit 2018 innehatte. Im Interview spricht er über interne und externe Herausforderungen des Fachbereichs, die Schwerpunkte seiner Arbeit als Dekan - und wie ihm die unbeschwerte Experimentierfreude seines Sohnes vor Augen führt, manche Dinge locker anzugehen. +++ English version below +++
Warum haben Sie sich dafür entschieden, sich für die Position des Dekans im Fachbereich INW aufzustellen?
27 Jahre – so lange werde ich voraussichtlich noch an der TH Wildau tätig sein. Das ist ein langer Zeitraum, in dem ich gerne aktiv dazu beitragen möchte, den Fachbereich INW zukunftsorientiert und wettbewerbsfähig aufzustellen. Dabei sehe ich die Konkurrenz weniger innerhalb der Hochschule, sondern vielmehr extern. Insbesondere die HTW Berlin, die mit einer hohen Anzahl von Studierenden in unmittelbarer Nähe liegt, ist unsere größte Mitbewerberin um Studierende. Unser Fachbereich verfügt über motivierte und engagierte Dozent*innen sowie über eine ausgezeichnete Infrastruktur. Dennoch könnten wir gut noch mehr Studierende vertragen. Dazu ist es notwendig, neue Wege zu beschreiten und den Spielraum für Innovationen zu nutzen, den unsere Hochschule im Rahmen des Strategieprozesses zur Verfügung stellt. Diese Chance, gepaart mit meiner langfristigen Perspektive an der TH Wildau, hat mich dazu bewogen, mich um die vakante Position des Dekans zu bewerben.
Welche Schwerpunkte und Ziele setzen Sie sich für Ihre Amtszeit?
Eines meiner Hauptanliegen ist die Steigerung der Effizienz. In unseren Studiengängen gibt es zahlreiche Synergien, die wir bisher kaum nutzen. Hier müssen wir besser werden, um Kapazitäten für neue Lehrangebote zu schaffen und gleichzeitig Freiräume zu ermöglichen, um innovative Impulse in Forschung und Transfer zu setzen. Ein vielversprechender Ansatz ist die Bündelung von Lehrveranstaltungen über verschiedene Studiengänge hinweg. Dies würde nicht nur die Lehrbelastung reduzieren, sondern auch die Vernetzung der Studierenden aus unterschiedlichen Fachrichtungen fördern. Durch die frei werdenden Kapazitäten könnten wir ergänzende Angebote schaffen, wie z.B. Lehrveranstaltungen auf Englisch, gezielte Förderprogramme für leistungsstarke Studierende oder digitale Formate zur Vor- und Nachbereitung von Lehrinhalten. Dadurch würden wir unsere Attraktivität für zukünftige Bewerberinnen und Bewerber weiter steigern.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die stärkere Vernetzung von Technologie und Management. Aus meiner Zeit als Gründer weiß ich, dass ein mangelndes Verständnis für beide Bereiche oft zu Konflikten führen kann – insbesondere, wenn Technologie und wirtschaftliches Denken nicht ausreichend aufeinander abgestimmt sind. In der heutigen Wirtschaft benötigen wir Betriebswirte und Ingenieure, die ein Verständnis für beide Welten haben. Daher müssen wir den Austausch zwischen den Fachbereichen weiter intensivieren. Dies ist notwendig, um unsere Lehre zeitgemäß und praxisnah zu gestalten und anwendungsorientierte Forschung voranzutreiben. Beispiele aus der Wirtschaft zeigen, dass selbst ein technisch innovatives Produkt nur dann erfolgreich ist, wenn auch ein Markt und Investoren dafür vorhanden sind. An unserer Hochschule haben wir die notwendigen Expertinnen und Experten für beide Bereiche, und durch eine enge Zusammenarbeit können wir Forschungsergebnisse besser in die Praxis übertragen.
Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihren Fachbereich in den kommenden Jahren?
Unser Fachbereich steht in den kommenden Jahren vor mehreren externen und internen Herausforderungen.
Eine zentrale Herausforderung ist der Rückgang der Studierendenzahlen. Obwohl die Lehre an unserem Fachbereich qualitativ hochwertig ist, müssen wir unsere Leistungsdaten verbessern. Ein vielversprechender Ansatz ist die verstärkte Förderung des dualen Studiums, bei dem wir bereits in vielen Studiengängen neue Praxispartner*innen gewonnen haben. Um weiterhin attraktiv für Unternehmen und Studierende zu bleiben, müssen wir flexibler werden. Technologien entwickeln sich stetig weiter: Einige Trends sind nur kurzfristig, während andere langfristig Bestand haben. Wir können jedoch nicht für jede Innovation einen neuen Studiengang schaffen. Stattdessen müssen wir in der Lage sein, flexibler auf technologische Entwicklungen zu reagieren – beispielsweise durch die Einführung allgemein gehaltener, interdisziplinärer Studiengänge.
Eine weitere Herausforderung ist die Nachbesetzung von Professuren. In den nächsten zehn Jahren werden einige Kolleginnen und Kollegen in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Qualifiziertes Fachpersonal zu finden, ist jedoch nicht immer einfach. Um attraktiv für neue Kolleginnen und Kollegen zu bleiben, sollten wir offener in Bezug auf Denominationen sein und uns stärker an den Profilen potenzieller Bewerberinnen und Bewerber orientieren. Auch hier können flexible Studiengangsmodelle von Vorteil sein.
Schließlich stellt der Strategieprozess unserer Hochschule eine Herausforderung dar. Der eingeschlagene Weg ist richtig, wird uns jedoch dazu zwingen, Altbewährtes zu überdenken und Neues auszuprobieren. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir als Fachbereich diese Herausforderung meistern werden. Als Forscherinnen und Forscher wissen wir, dass innovative Ansätze auch einmal scheitern können – wichtig ist, dass wir offen für Veränderungen bleiben und den Mut haben, neue Wege zu gehen.
Worauf freuen Sie sich in Ihrer neuen Funktion am meisten?
Kurz und knapp: Ich freue mich darauf, aktiv mitgestalten zu können und einen positiven Beitrag für unsere Hochschule zu leisten. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Ich werde zukünftig weniger direkt mit den Studierenden arbeiten können. Neben der Lehre im Vorlesungsraum und Labor haben wir in den letzten Jahren spannende Projekte wie unsere autonomen Fähren gestartet. Dafür bleibt jetzt leider etwas weniger Zeit. Dennoch konnte ich ein kleines, motiviertes, wissenschaftliches Team aufbauen, das in Zukunft weiter wachsen soll und jetzt eigenständig die Betreuung und Ausbildung der Studierenden mit übernimmt.
Wie gestalten Sie Ihren perfekten Start in den Arbeitstag?
Für mich beginnt der perfekte Start in den Arbeitstag bereits vor meiner Ankunft in Wildau. Da ich jeden Morgen aus Potsdam anreise, überprüfe ich zunächst auf Google Maps, ob die A10 frei ist. Während der Fahrt höre ich ein Morning Briefing, um mich über aktuelle Ereignisse auf den neuesten Stand zu bringen. Danach lasse ich – je nach Stimmung – gerne eine Playlist auf Spotify laufen, entweder Elektro oder auch Deutsch-Pop zum Mitsingen.
Währenddessen plane ich gedanklich meinen Tag und mache mir eine grobe Übersicht über anstehende Aufgaben und Termine. Im Dekanat angekommen, freue ich mich über den frisch gekochten Kaffee von Frau Erdmann. Nachdem ich meine Kolleginnen und Kollegen mit einem freundlichen „Einen wunderschönen guten Morgen…“ mit meiner Kaffeetasse in der Hand begrüßt habe, starte ich motiviert in den Arbeitstag.
Wie schalten Sie nach einem langen Arbeitstag am besten ab?
Das Abschalten nach einem langen Arbeitstag ist für mich abhängig vom Tag und der Jahreszeit. Im Sommer verbringe ich die Zeit idealerweise mit meinem Sohn auf dem Spielplatz oder am Wannsee. Es ist unglaublich entspannend, ihm dabei zuzusehen, wie unvoreingenommen er spielt und versucht, die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen. Dabei wird mir oft bewusst, dass man manche Dinge nicht zu ernst nehmen sollte.
Wenn es später wird und meine Frau unseren Sohn bereits ins Bett gebracht hat, genieße ich es, eine Serie auf der Couch zu schauen. Alternativ diskutieren meine Frau – die an einer Fachschule für Sozialwesen angehende Pädagogen ausbildet – und ich gerne intensiv über Lernmethoden in der Erwachsenenbildung. Auch wenn das auf den ersten Blick nicht nach Abschalten klingt, hilft es uns, den Tag gemeinsam Revue passieren zu lassen und neue Impulse für den nächsten Tag zu gewinnen. So kann man sich gegenseitig inspirieren und den Abend mit einem positiven Gefühl ausklingen lassen.
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Efficiency, networking and freedom: Prof. Alexander Köthe introduces himself as the new Dean
Since February 1, Prof. Alexander Köthe has been the new Dean of the Faculty of Engineering and Natural Sciences. He succeeds Professor Heike Pospisil, who has held the position since 2018. In this interview, he talks about the internal and external challenges facing the department, the focus of his work as Dean - and how his son's carefree love of experimentation reminds him to take a relaxed approach to some things.
Why did you decide to stand for the position of Dean of the INW faculty?
I expect to be at TH Wildau for another 27 years. That is a long time, and I would like to actively contribute to making the INW department future-oriented and competitive. I see the competition less within the university and more externally. In particular, HTW Berlin, which is located in the immediate vicinity and has a large number of students, is our biggest competitor for students. Our department has motivated and committed lecturers and an excellent infrastructure. Nevertheless, we could still do with more students. To achieve this, it is necessary to break new ground and use the scope for innovation that our university is providing as part of the strategy process. This opportunity, coupled with my long-term perspective at TH Wildau, has prompted me to apply for the vacant position of Dean.
What are your priorities and goals for your term of office?
One of my main concerns is to increase efficiency. There are numerous synergies in our degree programmes that we have hardly used so far. We need to improve in this area to create capacities for new courses and at the same time provide the freedom to set innovative impulses in research and transfer. A promising approach is to bundle courses across different degree programmes. This would not only reduce the teaching load, but also promote networking among students from different specializations. The freed-up capacities would enable us to create additional offers, such as courses in English, targeted support programs for high-performing students, or digital formats for preparing and following up on course content. This would further increase our attractiveness for future applicants.
Another important issue is the stronger networking of technology and management. From my time as a founder, I know that a lack of understanding for both areas can often lead to conflicts – especially when technology and economic thinking are not sufficiently aligned. In today's economy, we need business economists and engineers who understand both worlds. Therefore, we need to further intensify the exchange between departments. This is necessary to keep our teaching up to date and practical and to advance application-oriented research. Examples from industry show that even a technically innovative product is only successful if there is a market and investors for it. At our university, we have the necessary experts for both areas, and by working closely together, we can better transfer research results into practice.
What challenges do you see for your department in the coming years?
Our department faces several external and internal challenges in the coming years.
One key challenge is the decline in the number of students. Although the teaching in our department is of high quality, we need to improve our performance data. One promising approach is to increase support for dual degree programmes, in which we have already gained new industry partners for many degree programmes. To remain attractive for companies and students, we need to become more flexible. Technologies are constantly evolving: some trends are short-lived, while others endure over the long term. However, we cannot create a new degree programme for every innovation. Instead, we need to be able to respond more flexibly to technological developments – for example, by introducing general, interdisciplinary degree programmes.
Another challenge is the replacement of professorships. In the next ten years, some colleagues will be taking their well-deserved retirement. However, it is not always easy to find qualified specialists. To remain attractive for new colleagues, we should be more open in terms of denominations and more strongly oriented towards the profiles of potential applicants. Flexible course models can also be an advantage here.
Finally, the strategy process at our university presents a challenge. The path we have chosen is the right one, but it will force us to rethink the tried and tested and try out new things. However, I am confident that we as a department will rise to this challenge. As researchers, we know that innovative approaches can sometimes fail – what is important is that we remain open to change and have the courage to break new ground.
What are you looking forward to most in your new role?
Short and sweet: I'm looking forward to being able to actively shape and make a positive contribution to our university. There is one small downside: I will be able to work less directly with students in the future. In addition to teaching in the lecture hall and laboratory, we have launched exciting projects in recent years, such as our autonomous ferries. Unfortunately, there is now a little less time for that. Nevertheless, I have been able to build up a small, motivated, scientific team that will continue to grow in the future and is now independently taking over the supervision and training of students.
How do you start your working day perfectly?
For me, the perfect start to the working day begins even before I arrive in Wildau. Since I travel from Potsdam every morning, I first check on Google Maps to see if the A10 is clear. During the drive, I listen to a morning briefing to catch up on current events. After that, depending on my mood, I like to put on a playlist on Spotify, either electro or German pop to sing along to.
During this time, I plan my day in my mind and get a rough overview of upcoming tasks and appointments. When I arrive at the Dean's office, I am happy to get a freshly brewed coffee from Ms. Erdmann. After greeting my colleagues with a friendly “Good morning...” and my coffee cup in hand, I start the work day feeling motivated.
How do you best switch off after a long day at work?
For me, switching off after a long day at work depends on the day and the season. In summer, I ideally spend time with my son at the playground or at the lake. It is incredibly relaxing to watch him play so freely and try to defy the laws of physics. It often makes me realize that you shouldn't take some things too seriously.
If it gets late and my wife has already put our son to bed, I enjoy watching a series on the couch. Alternatively, my wife – who trains future educators at a technical college for social services – and I like to have intensive discussions about learning methods in adult education. Even if that doesn't sound like switching off at first glance, it helps us to review the day together and gain new insights for the next day. This way, we can inspire each other and end the evening on a positive note.
Fachliche Ansprechperson
Prof. Dr.-Ing. Alexander Köthe
Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften
Studiengangsprecher Automatisierungstechnik und Automatisierte Energiesysteme
Tel.: +49 3375 508 788
Mail: alexander.koethe@th-wildau.de
Web: http://www.th-wildau.de/koethe
Haus 15, Raum 118
Sprechstunde in der Vorlesungszeit: Dienstag, 16:00h - 17:00h oder nach Vereinbarung
Redaktionelle Ansprechperson
Sebastian Stoye
Zentrum für Hochschulkommunikation
Interne Kommunikation & Referent der Präsidentin
Tel.: +49 3375 508 340
Mobil-Tel.: +49 15679 158557
Mail: sebastian.stoye@th-wildau.de
Web: https://www.th-wildau.de/interne-kommunikation/
Haus 21, Raum A102
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