Projektgegenstand
Ausstattung von Basisstationen des Digitalfunks der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BSO) des Landes Brandenburg mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Netzersatzanlagen
Die Erprobung von 115 Brennstoffzellensystemen als NetzErsatzAnlagen (NEA) in einem durch das Nationale Innovationsprogramm (NIP) Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie geförderten Projekt des Zentraldienstes der Polizei des Landes Brandenburgs – Projektorganisation Digitalfunk BOS BB - war Gegenstand des Projektes.
Die Projektorganisation Digitalfunk BOS BB koordiniert die landesweite Einführung eines bundesweit einheitlichen Digitalfunknetzes für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Das Projekt „Wasserstoff-Netzersatzanlagen für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben des Landes Brandenburg“ (W-NEA BOS BB) diente der Erprobung von (Not-)Stromversorgungen mittels Brennstoffzellen als Ersatz von wartungsintensiven und umweltproblematischen Dieselgeneratoren im BOS-Digitalfunk. Ein wesentlicher Bestandteil war die wissenschaftliche Begleitung durch die Technische Hochschule Wildau über die gesamte Projektlaufzeit. Unter realen Bedingungen wurden verschiedene Brennstoffzellen-NEA in statistisch signifikanter Stückzahl (115) im Flächenland Brandenburg über einen längeren Einsatzzeitraum untersucht.
Projektziele
Die Zielstellungen des Projektes war die Verifizierung der Eignung von Brennstoffzellen als Alternative zu herkömmlichen Technologien im Feldtest. Das umfasste die Erprobung der Brennstoffzellen-NEA unter realen Bedingungen, die Marktvorbereitung und der Test und die Prüfung der angebotenen Service- und Logistikkonzepte auf ihre Praxistauglichkeit. Der Schwerpunkt der technischen Untersuchungen lag auf der Zuverlässigkeit der Brennstoffzellensysteme unter ständiger Einsatzbereitschaft. Für erweiterte Untersuchungen an einer Brennstoffzellen-NEA sowie für die Aus- und Weiterbildung von Studierenden und Interessierten wurde ein Demonstrationscontainer an der TH Wildau errichtet.
Wesentliche Anforderungen
- 115 BZ-Netzersatzanlagen aufgeteilt auf drei Anbieter (A - Los 1, B - Los 2 und C - Los 3)
- Leistungsbedarf der Standorte zwischen 2,5 kW bis 3,5 kW
- Notstrombetrieb von mindestens 72 h in zwei Bänken
- Elektrotechnische Einbindung als dreiphasige Wechselspannung
- Zu erbringende Nennleistung von mindestens 2500 Betriebsstunden nach Abzug von Verlusten durch z. B. Wandlung oder Degradation
- Vandalismussichere Ausführung
- Detailliertes Anlagen-Monitoring inkl. Datenbank
Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitung
Feldtest und Betriebserfahrungen
Begutachtung und Optimierung der Logistik- und Servicekonzepte
Energieoptimierung der W-NEA Digitalfunkstandorte
Demonstrations- und Testcontainer
Feldtest und Betriebserfahrungen
Statistische Auswertungen der NEA-Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit
Auswahl relevanter Parameter im Feldversuch
Umwelt
Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftdruck
Öffentliches Netz
Spannung u. Strom der Phasen, Frequenz, Wirk- u. Scheinleistung
Verbraucher
Elektrische Leistungsaufnahme, Statusmeldungen Licht / Tür / Klima
NEA-System
Betriebszustand, DC-Systemspannung u. -strom, Elektrische Systemleistung, Systemuhrzeit, Systemlaufzeit
NEA-Wasserstoffspeicher
Betriebszustände, Druck Bank A u. B, Füllstände
NEA-Brennstoffzellen
Statusmeldungen zu Betrieb, Störungen und Fehler, BZ-Heizung
Betriebszeiten BZ1 / BZ2, Elektrische Leistungen, Temperatur / Feuchte / Druck
Feldtestdurchführung in zwei Betriebsphasen
Betrieb I (ersten 24 Wochen nach Standort-Abnahme)
- Wöchentlicher Test je Standort nach Versuchsplanung
- Funktionsüberprüfung Gesamtsystem
- Datensammlung: Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit
- Überprüfung von Treibstofflogistik und Service
Betrieb II (restliche Projektlaufzeit)
- Monatlicher Test je Standort
- Datensammlung und Auswertung: Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit
- Überprüfung von Treibstofflogistik und Service
Ergebnisse der Untersuchungen
- Hohe Verfügbarkeit der Brennstoffzellen-Netzersatzanlage (>97%)
- Hohe Funktionszuverlässigkeit der Brennstoffzellen-Netzersatzanlage (>94%)
unter realen Bedingungen in über 4700 Tests wurde nachgewiesen.
- Monitoringsysteme nach zahlreichen Anpassungen erfolgreich in Betrieb genommen
- Datensammlung für Verfügbarkeit- und Zuverlässigkeitsanalyse von Oktober 2014 – Januar 2017
Begutachtung und Optimierung der Logistik- und Servicekonzepte
- Bearbeitung durch die Forschungsgruppe Verkehrslogistik an der THWi von Prof. Dr.-Ing. H. Sonntag
- Übergabe der durchgeführten Studie an die Projektorganisation Digitalfunk
Anforderung bei einem großflächigen Stromausfall
mindestens 20% der Standorte eines Loses müssen innerhalb von 2 Arbeitstagen wieder befüllt sein
Ergebnis der Untersuchungen
alle Anbieter erfüllen diese Anforderung ohne Einschränkungen
Energieoptimierung der W-NEA Digitalfunkstandorte
Durchführung und Ziel der Energieoptimierung
- Ein vergleichbarer Standort je Anbieter
- Aufschlüsselung der vorhandenen Systeme nach dem Energiebedarf
- Integration zusätzlicher Messtechnik
- Messdatenaufnahme der relevanten Parameter über ein Jahr
- Erfassung der Elektrische Leistungen
- NEA-Status und Leistungsabgabe
- Statuskontakte: Tür / Licht / Klimaanlage / Zusatzheizung
- Innen- und Außentemperaturen
Ziel: Vorschlag eines energieeffizienteren Gesamtcontainer
Ergebnis
- Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Auswertung aller Messdaten wurden für die Projektorganisation Digitalfunk aufbereitet und übergeben
- Das Einsparpotential ist gering
Demonstrations- und Testcontainer
Integration einer NEA vom Anbieter A
Integration von Mess- und Steuerungstechnik für erweiterte Untersuchungen
- Schautafeln und Präsentationen für die Öffentlichkeitsarbeit
- Aus- und Weiterbildung an der TH Wildau
Führungen für Studentengruppen
Nutzung für Nawitex (Schülerlabore)
Durchgeführte Untersuchungen
Charakterisierung der BZ-NEA
- Wirkungsgrad / Verbrauch
- Elektrisches System
Besonderer Betriebszustände
- Stresstests (An/Aus-Zyklen)
- Ausfall einer Phase
- Überlastverhalten
- Vandalismus
Ergebnisse
- Die Brennstoffzellen-Netzersatzanlage entspricht den Anforderungen
- Die Herstellerangaben wurden verifiziert
- Ein Demonstrationscontainer wird aktiv für die Öffentlichkeitsarbeit und Lehre genutzt
Wesentliche aufgetretene Störungen und Fazit
Aufgetretene Störungen
- Menschliches Versagen -> wie z. B. nicht geöffnete Druckgasflaschen
- Schleichende Wasserstoffleckagen, keine Erkennung durch Monitoring
- Undichte Entspannstationen, defekte Überdruckventile
- Automatischer Netzumschalter ATS (defekt, falsche Verdrahtung)
Aufgetretene Fehler betreffen überwiegend nicht die Brennstoffzelle
Fazit:
- Erfolgreicher Einsatz der Brennstoffzelle als Netzersatzanlage sicherheitsrelevanter Digitalfunkstationen im Feldtest
- Integration der gewonnenen Ergebnisse und des Demonstrationscontainers in die Lehre sowie Aus- und Weiterbildung
Projektinformationen
MITTELGEBER: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie; Bundesministerium für Bildung und Forschung; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
KOORDINATION: Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH); Projektträger Jülich (PtJ)
PROJEKTVOLUMEN: 3,17 Mio € Fördermittel (TH Wildau-Anteil: 471.200 €)
PROJEKTLAUFZEIT: Juni 2012 – März 2017
FÖRDERKENNZEICHEN: 03BS224
Ansprechpartner
Prof. Dr. Siegfried Rolle
M.Eng. Dipl.-Ing. (FH) Denny Ragusch
TH Wildau
Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften
Studiengang
Physikalische Technologien / Energiesysteme
Hochschulring 1
15745 Wildau
Tel 03375/508-126, -484
email: rolle@th-wildau.de
ragusch@th-wildau.de