Die Neufassung des Hochschulgesetzes im Jahr 2014 (§64(3)) forderte die Einsetzung von Ethikkommissionen. Sie befassen sich mit Fragestellungen zum möglichen Einsatz von Forschungsergebnissen für nicht friedliche Zwecke, zu Forschungsvorhaben am Menschen sowie an Tieren und sollen dazu Empfehlungen abgeben.
Es folgte ein entsprechender Senatsbeschluss im Jahr 2015 mit anschliessender Berufung der Mitglieder. Die erste Ethikkommission (im folgenden mit EK abgekürzt) konstituierte sich am 2. November 2015 in folgender Besetzung:
- Prof. Dr. Marcus Frohme
- Prof. Dr. Heike Pospisil
- Prof. Dr. Christina Preschel
- Dr. Andreas Preiß (Mitarbeiter)
- Felix Gimpel (Student)
- Dr. Henrik Biering (externes Mitglied)
sowie den beiden Ersatzmitgliedern:
- Prof. Dr. Bernd Eylert
- René Grube (Mitarbeiter)
Prof. Marcus Frohme wurde zum Vorsitzenden gewählt. Er hatte sich bereits schon einmal zu einem früheren Zeitpunkt für die Installation einer EK engagiert. Seine Forschungsgebiete umfassen die Arbeit mit Patientendaten, Tierexperimente und in einem Projekt auch Rüstungsaltlasten. Insofern war die Verbindung von EK und Forschungsfeldern naheliegend. Im Jahr 2016 kam als weiteres externes Mitglied Prof. Dr. Frieder Otto Wolf hinzu. Die EK gab sich eine Geschäftsordnung und erweiterte ihr Aufgabengebiet um die Befassung mit Wissenschaftsethik und Fehlverhalten. In der Diskussion um die Zuständigkeiten wurde deutlich, dass bestimmte Bereiche oft keine ethischen Fragestellungen berühren, da sie rechtlich präzise geregelt sind. Dazu gehören bspw. Datenschutz, Gentechnik und Korruption.
Es wurde ein möglicher Antrag aus dem Bereich Luftfahrt zu Aspekten der Personenerkennung auf Flughäfen diskutiert. Aus dem Bereich des Vorsitzenden wurde ein Projekt vorgestellt, bei dem das Votum einer medizinischen EK zur Arbeit mit Blutproben von Patienten erforderlich war. Ferner wurde ein ethisch möglicherweise problematischer Fall zur Verwendung von menschlicher DNA für Kontrollzwecke in Experimenten ohne Wissen der Spender diskutiert. Prof. Preschel, Herr Grube und Herr Gimpel schieden 2018 aus der EK aus. Neu hinzu kamen Prof. Dr. Cordula Schön und Dr. Frank Seeliger; ein Vertreter der Studierenden konnte hingegen nicht gefunden werden. Die EK verfasste ein Votum zu einem Antrag aus dem Bereich Mensch-Roboter-Interaktion und begann sich mit dem Thema Dual-Use zu befassen. Prof. Pospisil und Prof. Frohme schieden aufgrund ihrer Ämter als Dekanin bzw. Senatsvorsitzender im Jahr 2019 aus. Stattdessen wurden Frau Anna Grebinyk, Herr Andreas Hotes sowie die Studentin Alexandra Löwe in die EK berufen. Frau Grebinyk wurde am 22.10.2019 zur Vorsitzenden und Herr Hotes zum Stellvertreter gewählt.
Im 2020 wurde es ein möglicher Antrag aus dem Bereich tierexperimentellem Arbeiten an der Technische Hochschule Wildau diskutiert. Aus dem Bereich Künstliche Intelligenz im Recruiting wurde ein Antrag bearbeitet. Die Möglichkeit wurde diskutiert, dass die getroffenen objektiven Entscheidungen für die Personalauswahl während den Bewerbungsprozessen auf die künstliche Intelligenz übertragen werden könnten.
Dr. Frank Seeliger hat zwei Themen präsentiert. Diese betreffen Anonymisierte Diagnostik in der Bibliothek und den Einsatz von Plagiatssoftware.
Prof. Frank Gillert (Logistik) möchte in der Bibliothek zur anonymisierten Diagnostik eine Apparatur als Reallabor installieren, welche Temperatur, das Maskentragen und Mindestabstand misst. Es ist ein Analyseverfahren zur Vorbereitung auf die 2. Corona-Welle, alle Daten sind anonymisiert, d.h. es finden keine Gesichtsaufnahmen o.ä. statt. Ggf. müsste man anbieten, dass das Betreten der Bibliothek auch ohne diese Scans möglich ist.
Einsatz von Plagiatssoftware: Wenn Gutachter/Betreuer bei Bachelor-, Master-, Doctoral-Thesis einen Anfangsverdacht des Plagiats haben, soll die Bibliothek anonymisiert durch Herausnahme des Titelblatts diese Arbeit mit Plagiatssoftware analysieren dürfen. Die Ergebnisse stehen nur den Gutachtern und Betreuern zur Verfügung. Dazu soll kein gesondertes Einverständnis des Prüflings eingeholt werden (ähnlich in Thüringen).