Hochschule vs. Universität: Erfahrungen einer Studentin aus Berlin
Die HAYDİ-Figur balanciert auf einem Seil über den Dächern der TH Wildau.

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Hochschule vs. Universität: Erfahrungen einer Studentin aus Berlin

Hochschule vs. Universität: Erfahrungen einer Studentin aus Berlin

Hallo, Çağla, wie geht es Dir? Magst du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?

Ich heiße Çağla, bin 23 Jahre alt und studiere im siebten und damit letzten Semester Logistik an der TH Wildau.

Was hat dich hierhergeführt an die TH Wildau? Warum hast du dich dazu entschieden, an einer Hochschule zu studieren?

Ich habe mir die Studienwahlentscheidung nicht leicht gemacht. Ich habe die Entscheidung doch sehr ernst genommen und habe erst versucht, mich an dem zu orientieren, was mir in der Schule Spaß gemacht hat. Das waren die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer und Sprachen. Ich habe dann erstmal geguckt, was gibt es für Studienangebote im Umfeld Berlin – Brandenburg? So habe ich festgestellt, dass wir in Berlin doch ziemlich viele Universitäten und Hochschulen haben und damit ein sehr breit gefächertes Studienangebot. Ich fand sehr viele Studiengänge super interessant, aber irgendwie war immer etwas, das ich auszusetzen hatte. Deswegen war ich nie so richtig mit einem Studienfach zufrieden und konnte mich nicht so ganz auf ein Studienfach festlegen. Mein Problem war ja auch, dass ich nicht nur irgendwas studieren wollte, was mir Spaß macht, es sollte auch vernünftig sein. Ich hatte immer den Vernunftgedanken im Hinterkopf und fragte mich, wenn ich jetzt Sprachen studieren würde, wäre das vernünftig? Was würde ich damit machen? Das waren die Fragen, die mir im Kopf herumschwirrten und dann habe ich, weil ich mich absolut nicht entscheiden konnte, nach dem Abitur das „MINTgrün“ Orientierungsstudium an der TU Berlin angefangen. MINT steht für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Ich habe mich für dieses Orientierungsstudium entschieden, weil es zu dem Zeitpunkt hieß: Frauen in MINT-Berufen sind super gefragt und und und ... Ich habe keine Affinität zu Mathematik oder zu technischen Fächern. Ich hatte eigentlich nur begrenztes Interesse daran und wollte mich aber trotzdem ausprobieren, weil ich damit meinem Vernunftgedanken gerecht geworden wäre, wenn ich etwas studiert hätte, was mit MINT Fächern zu tun hat. So habe ich mein Orientierungsstudium angefangen. Das ging zwei Semester lang. Ich war rein faktisch vollwertige Studentin und habe mir in der Zeit alle möglichen Module angucken können und durfte auch die Vorlesungen besuchen, Tutorien mitmachen, sogar Prüfungen ablegen, wenn ich es wollte, und konnte sie mir später anerkennen lassen. So habe ich ein ganz gutes Gefühl bekommen, wie die TU aufgebaut ist, wie es sich dort lebt bzw. wie studiert es sich dort. Nach diesem Orientierungsstudium habe ich festgestellt, dass ich an dieser Universität nicht bleiben möchte. Das hat nichts mit der TU an sich zu tun. Das war eher eine übergeordnete Entscheidung gegen Universität und dann war der Fokus für mich doch eher Hochschule. Ich habe die Universitäten für mich komplett aussortiert. Ich habe versucht, die Studiengänge zu finden, die ich an einer Hochschule studieren kann und interessant finde. Und so bin ich auf die TH Wildau gestoßen. Ich habe mir gesagt: „Du musst nicht nur im Berliner Raum bleiben! Du kannst kann auch nach Brandenburg ausweichen, wenn du in Berlin nichts finden solltest, was dir zusagt!“

So habe ich die TH Wildau gefunden nach einer langen Recherche und auch das Studienangebot Logistik. Unter „Logistik“ konnte ich mir zunächst nur wenig vorstellen. Meine Assoziationen waren Post, Spedition oder LKWs auf der Autobahn und lustigerweise auch „IKEA Filialen“.

Wie gesagt, ich habe mir die Entscheidung nicht leichtgemacht und war irgendwann sehr überfordert. Ich fühlte mich ein wenig verloren und habe dann irgendwann mal mit meinem Onkel gesprochen. Er ist Wirtschaftsingenieur und hatte bereits Berührungspunkte mit der TH Wildau gehabt, da er Studenten aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen betreut hat. Er konnte mir die TH Wildau wirklich wärmstens empfehlen und Logistik fand er auch gute Entscheidung, da er selbst im logistischen Bereich arbeitet und deswegen weiß, wie die Logistik läuft und dass Logistik eine gute Wahl für die spätere Jobsuche ist.

Wie war es für dich von der Schule kommend auf einer so großen Universität zu sein? Wie hast du dich gefühlt?

Also, ich habe mich erstmal ins kalte Wasser geschmissen gefühlt, weil die schulischen Strukturen, die man ja die meiste Zeit seines Lebens gewohnt war, plötzlich wegfallen und man 100 % auf sich allein gestellt ist. Klar, hat man hier und da eine Hilfe, die man bekommen kann, wenn man danach fragt, aber im Grunde soll erstmal alles selbstständig laufen. Man bekommt keinen Stundenplan, man hat keine Klassengemeinschaft, man ist plötzlich umgeben von vielen Menschen, die man nicht kennt. Ich hatte keinen Anker. Mir hat dieser „Anker“ gefehlt, zum Beispiel eine Klasse, die orientieren kann. Ich weiß nicht, irgendwas hat mir da gefehlt, ich habe mich sehr orientierungslos gefühlt. Vielleicht wäre das Gefühl dann irgendwann verschwunden, wäre ich lang genug da gewesen. Aber mich hat das Gefühl am Anfang so sehr überfordert, dass ich auch nicht so oft hingegangen bin. Ich war als Studentin des Orientierungsstudiums nicht unbedingt gebunden. Ist man auch so nicht, aber an der Universität hat man die Wahl, selbst zu entscheiden.

Aber an der Fachhochschule ist es dann doch eher so, dass man diese Klassengemeinschaft hat, man spürt es, man ist immer von denselben Menschen umgeben. Man kann sie über die drei Jahre, in meinem Fall über dreieinhalb Jahre, mehr oder weniger kennenlernen. Da hat man diesen Ehrgeiz, wo man sieht, die anderen geben sich Mühe, die anderen machen was, dann macht man es halt auch und das hat an der Universität komplett gefehlt, finde ich. Ja, und auch von der Organisation an der Fachhochschule hat man seinen Stundenplan gestellt bekommen, man hat engeren Kontakt zu Dozenten. Ich hatte ein paar Dozenten in mehreren Modulen, so dass man da irgendwo eine Verbindung aufbauen konnte. Und das hatte ich an der TU nicht. Das sind die größten Unterschiede Ich habe mich durch die dortige „Freiheit“ nicht so wohl gefühlt.

So, dass es deine Entscheidung war: Ich möchte nicht an einer Universität studieren, ich gehe an eine Hochschule?

Ja.

Und als du hier angekommen bist, hast du das als eine Form der Erleichterung empfunden? Dass es mehr Struktur gab, in der du eingebunden warst?

Definitiv. Das war ein viel angenehmeres Gefühl, wenn einem irgendwo die Verantwortung für gewisse Dinge abgenommen wird. Ich habe mich wieder wie ein bisschen wie in der Schule gefühlt. Das hat sich vertraut angefühlt. Wir hatten unseren Immatrikulationstag. Wir waren insgesamt dreißig Leute und im Vergleich zur TU deutlich weniger. Zum Immatrikulationstag bei der TU waren wir fünfhundert Leute. Und man hatte hier an der TH Wildau das Gefühl: „Ich werde diese Leute kennen lernen. Es werden nicht mehr dazu kommen. Es werden vielleicht welche abgehen, ansonsten hat man diese Gemeinschaft.“

Man hat die ersten Dozenten kennen gelernt. Ich habe mich hier an der TH Wildau relativ schnell wohl gefühlt!

Nachtrag der Redaktion: Alles in Allem, war die Entscheidung für Cağla, an einer Hochschule zu studieren also genau richtig! Wenn du auch Interesse oder Fragen an einem Studium an der TH – Wildau hast, melde dich also gerne bei unserer Beratung für Schüler:innen oder Berufstätige unter: https://www.th-wildau.de/studienorientierung

 

 

 

Der Weg ins Studium oft ein Balanceakt
© Serkan Altuniğne