Seit 2009 ist die TH Wildau als familiengerechte Hochschule zertifiziert. Kürzlich wurde zum 6. Mal das Audit dazu durchgeführt. Die Hochschule verbessert damit weiter ihre Strukturen und Angebote, die Beschäftigte und Studierende nutzen können – und die ganz praktisch helfen, Familie und Beruf zu koordinieren.
Als 2021 nach dem Lockdown die ersten Präsenzvorlesungen an der TH Wildau wieder anstanden, gab es ein Aufatmen – endlich konnte die Lehre wieder vor Ort stattfinden. Währenddessen waren viele Institutionen wie Kitas noch von zeitweisen Schließungen betroffen. Prof. Jens Berding, Studiengangsprecher im Bachelor Maschinenbau,erfuhr damals kurzfristig am Wochenende vor seinen ersten Vorlesungen, dass die Kita seiner Tochter Mathilda nicht aufmachen würde, eine alternative Betreuung war nicht möglich. Die Vorlesungen ausfallen lassen, obwohl es nun endlich wieder möglich war? Das wollte Prof. Berding nicht für seine Studierenden. Und so nutzte er das Angebot der flexiblen Kinderbetreuung der Hochschule.
„Ohne die flexible Kinderbetreuung beim Familienservice der Hochschule hätte die Vorlesung ausfallen müssen“, sagt Jens Berding und blickt dankbar auf die Zeit. Dank der positiven Art von Franziska Kieslich vom Familienservice wäre es einfach gewesen seine Tochter mit damals zweieinhalb Jahren ohne große Eingewöhnungszeit in die Betreuung zu geben. Mathilda erinnere sich heute noch liebevoll an ‚Franzi‘. Mittlerweile ist sie sechs Jahre alt und eine kurzfristige Betreuung ließe sich heute anders organisieren, aber für den Notfall wisse er, dass er darauf zurückkommen könne.
Familienservicebüro als zentrale Anlaufstelle
Zehn Wochenarbeitsstunden stehen für die flexible Kinderbetreuung durch Franziska Kieslich zur Verfügung und die werden regelmäßig auch benötigt, sagt sie. Nicht nur Lehrkräfte, auch Studierende oder Beschäftigte in der Verwaltung nutzen das Angebot. Für die flexible Kinderbetreuung braucht es ein Vorgespräch und eine vorherige Anmeldung – sie ist dabei nur ein kleiner Teil des Angebots des Familienservice der Hochschule.
Dazu gehören unter anderem auch die Organisation von Workshops und Veranstaltungen, ein Rückzugsraum für stillende Mütter, die Möglichkeit der Ausleihe einer Spielzeugtasche, wenn das Kind mal mit ins Büro kommt. Es gibt eine Tagesmutter und eine betriebsnahe Kita auf dem Campus. Einen Hauptteil der Arbeit im Familienservicebüro nimmt die Beratung ein. Franziska Kieslich begegnen hier die unterschiedlichsten Fragestellungen: Wie koordiniere ich ein Studium mit Kind, wie bitte ich um Zeit für die Pflege meines Angehörigen, wo bekomme ich Unterstützung?, sind einige der Fragen.
Andrea Schmid: „Angebote gehen über Einzelfallregelungen hinaus“
Andrea Schmid, die als Qualitätsmanagerin der Hochschule das Audit koordiniert erklärt, wie das Audit die Hochschule bei der Erreichung strategischer Ziele in der Weiterentwicklung von familiengerechten Arbeits- und Studienbedingungen unterstützt: „Es werden verbindliche Angebote und Strukturen für Mitarbeiter*innen und Studierende geschaffen, die über individuelle Einzelfallregelungen hinausgehen. Das schafft ein verändertes Verständnis und fördert das Bewusstsein für eine familien- und lebensphasenbewusste Führung. Die Evaluation bestehender Strukturen und Angebote prüft die Passgenauigkeit und Bedarfsgerechtigkeit. Das Audit fördert durch regelmäßige Reflektion und Bewertung die Weiterentwicklung in allen Handlungsfeldern.“
„Service für Familien“ ist ein solches Handlungsfeld. Die Auditorin Elisabeth Mantl schreibt in ihrem Statement zur Auditierung: „Über die Familienservicestelle gelingt es der Hochschule in besonderem Maße, die Gruppe der studierenden Eltern und Pflegende gut zu erreichen. Mit Entfristung der Familienservicestelle Anfang des Jahres unterstreicht das Präsidium die hohe strategische Bedeutung, die es der fgh [familiengerechten Hochschule] für die kontinuierliche strategische Weiterentwicklung und die Sicherung der Arbeitgeberattraktivität dauerhaft beimisst.“
Pflege und Selbstfürsorge im Fokus der kommenden Jahre
In einem Audit wird auch festgehalten, worauf die Hochschule in den kommenden Jahren den Fokus legt. Bei der erneuten Auditierung, die von der Beruf und Familie gGmbH, die zahlreiche Unternehmen, Institutionen und Hochschulen deutschlandweit zertifiziert, werden die vereinbarten Maßnahmen überprüft. „Auf dem Dialogtag zum Audit wird ein Thema in den Fokus gestellt, das in den kommenden drei Jahren besonders bearbeitet wird“, erklärt Andrea Schmid. Aktuell stehen „Pflege - Selbstfürsorge - Vorsorge“ im Mittelpunkt. Diese Themen fließen in das Handlungsprogramm ein, das wiederum bei der nächsten Auditierung in drei Jahren ausgewertet wird.
In ihrer Einschätzung benennt Auditorin Elisabeth Mantl auch Probleme: Die Umsetzung von Vorhaben im Rahmen der Familiengerechten Hochschule sei aufgrund der „prekären Beschäftigungsverhältnisse weiterhin für die wissenschaftlichen Nachwuchskräfte“ eingeschränkt, so Elisabeth Mantl, „auch erschwert der hohe Spezialisierungsgrad der Arbeit weiterhin die Vertretung familienbedingter Freistellungen bzw. die Anpassung der Aufgaben bei Teilzeit.“ – gleichzeitig sieht sie hier „die Grenzen des Machbaren erreicht“. Die TH Wildau begegnet hier denselben Herausforderungen wie andere Hochschulen, wie ein Blick auf die Diskussion um die aktuelle Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, das unter anderem Befristungen für Stellen wissenschaftlicher Mitarbeiter regelt, zeigt.
Auditorin: Maßnahmen sind „weitreichend, attraktiv und zeitgemäß“
Insgesamt beurteilt die Auditorin die TH Wildau als Hochschule mit „hervorragende[n] familiengerechte[n] Studien- und Arbeitsbedingungen“. Die Maßnahmen zur flexibilisierten Arbeits- und Studiengestaltung seien weitreichend, attraktiv und zeitgemäß.
Das kann auch Jens Berding bestätigen: Dass es Angebote wie die flexible Kinderbetreuung wirklich gebe, könnte aus seiner Sicht Grund sein, sich für die Hochschule als Arbeitgeberin zu entscheiden. Aus Vorstellungsgesprächen wisse er, dass dieses Angebot keineswegs üblich sei. Auch habe er bereits mit Studierenden einen individuellen Sonderstudienplan erstellt, der es ermöglicht, mehr Zeit für das Studium zu haben. Die Beratung zum Teilzeitstudium oder zu Sonderstudienplänen gehören laut Andrea Schmid zu den im Audit verankerten Maßnahmen.
Für Jens Berding bedeutet familiengerechte Hochschule aber noch mehr: „Kolleg*innen haben Kinder, Studierende haben Kinder – man hat hier gegenseitig Verständnis für die Situation“. So habe er bereits Online-Vorlesungen mit seiner neugeborenen Tochter in der Bauchtrage gehalten. Die familiengerechte Hochschule sei hier eben nicht nur Theorie.
Fachliche Ansprechpersonen
Franziska Kieslich
Familienservice
Tel.: +49 3375 508 853
Mail: franziska.kieslich@th-wildau.de
Haus 13, Raum 010
Wo: Haus 13, Raum 010, Der Raum ist für Kinderwagen auch mit dem Fahrstuhl erreichbar.
Sprechzeiten : Montag bis Donnerstag 09.00 - 15.00 Uhr
Dipl.-Psychologin Andrea Schmid
Zentrum für Qualitätsmanagement
Mein Aufgabenbereich umfasst die Weiterentwicklung des Qualtitätsmanagements der Hochschule, insbesondere die Evaluation von Studium und Lehre.
My responsibilities include the further development of QM at the university, in particular the evaluation of studies and teaching.
Tel.: +49 3375 508 648
Mail: andrea.schmid@th-wildau.de
Web: http://www.th-wildau.de/qm
Haus 13, Raum 220
Aufgabenbereiche:
Weiterentwicklung des QM-Systems, Qualitätszirkel, Evaluation in Lehre und Studium, Durchführen von Umfragen und Rankings, Audit Familienfreundliche Hochschule.
Mitgliedschaften und Arbeitskreise:
- Arbeitskreis Evaluation und QS der Berliner und Brandenburger Hochschulen
- Arbeitskreis der QM-Beauftragten an Hochschulen
- "Familie in der Hochschule e.V:", Leitung der AG QM
- Netzwerk Familie und Hochschule Brandenburg
Prof. Dr.-Ing. Jens Berding
Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften
Prodekan im Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften
Studiengangsprecher für den Maschinenbau
Professor für Konstruktion/CAD
Tel.: +49 3375 508 633
Mail: jens.berding@th-wildau.de
Web: https://www.th-wildau.de/labor-fuer-konstruktionstechnikcad/
Haus 14, Raum A205
Redaktionelle Ansprechperson
Bettina Rehmann
Zentrum für Hochschulkommunikation
Interne/Externe Kommunikation
Tel.: +49 3375 508 354
Mail: bettina.rehmann@th-wildau.de
Web: http:www.th-wildau.de/interne-kommunikation
Haus 21, Raum A102
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