#32 Disposition aus Betriebszentralen der DB

32. Kolloquium: Disposition aus Betriebszentralen der DB InfraGO Fahrweg

Das 32. Verkehrswissenschaftliche Kolloquium am 4. Dezember 2024 behandelte das Thema der Betriebsdurchführung auf Seiten der DB InfraGO im Nordosten Deutschlands zur Sicherstellung unserer Mobilität. Herr Jens Hebbe, der Leiter der Betriebszentrale (BZ) Berlin Fernbahn und ehemaliger Leiter der BZ S-Bahn Berlin erklärte dem Auditorium die Aufgaben und den Aufbau der Organisationen der DB InfraGO, sowie die Herausforderungen des täglichen Betriebs (Vortragstitel: "Disposition aus Betriebszentralen der DB InfraGO Fahrweg").

Die DB InfraGO ist das größte Eisenbahninfrastrukturunternehmen in Deutschland und allein die Abteilung Betrieb des Eisenbahninfrastrukturunternehmens hat 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutschlandweit. Die Aufgaben der BZ sind u. a. und vor allem die Regelung des diskriminierungsfreien Zugangs und der Festlegung der Reihenfolge der Züge unter Beachtung der Richtlinien der DB, sowie die Bearbeitung von Störungen in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Leitstellen, z. B. denen der Verkehrsunternehmen.

Die BZ des Berliner S-Bahn-Netzes unterscheidet sich als reiner S-Bahn-Betrieb von den sieben anderen Betriebszentralen der DB InfraGO. Das in vier Teilnetze aufgeteilte Betriebsgebiet der S-Bahn wird größtenteils von der Betriebszentrale in Berlin-Halensee aus gesteuert, da bereits viele Strecken mit moderner Stellwerkstechnik ESTW ausgestattet sind.

Die BZ der Fernbahn in Berlin sitzt in Berlin-Pankow und hat aufgrund des besonderen Aufbaus der Strecken in der Region Ost der DB InfraGO seit einigen Jahren Zugkoordinatoren und damit eine einstufige Disposition eingeführt. Zusätzlich zu den örtlichen Fahrdienstleitern, die den Betrieb an Bahnhöfen oder Streckenabschnitten regeln, gibt es insgesamt 6 Dispositionsorgane im Bereich der BZ. Der Netzkoordinator bildet die Führungskraft im täglichen Betrieb und bildet die finale Entscheidungsinstanz. Darunter befinden sich die Zugkoordinatoren, die für die Kommunikation mit den Verkehrsunternehmen und der Abfolge der Züge zuständig sind, wohingegen die Notfallleitstelle bei von außen auf das System einwirkenden Ereignissen eingreift und Krisen managt. Die Betriebsprozessdatenmanager sind u. a. für die Überwachung und Eingabe der Daten im Leitsystem zuständig.

In der Regeldisposition geht es vor allem darum, eine hohe Qualität, also vor allem Pünktlichkeit aller Züge, sicherzustellen. In der Richtlinie 420 der DB wird z. B. festgelegt, wie und in welcher Priorität die Züge der Eisenbahnverkehrsunternehmen diskrimierungsfrei zu disponieren sind.

Im Gegensatz dazu ist die Störungsdisposition zur Wiederherstellung des Regelzustands unter Beachtung der Sicherheit und der Ausnutzung der vorhandenen Kapazität der Infrastruktur bei Störungen vorgesehen. Um einschätzen zu können, wie groß die Dauer einer Störung den Betrieb beeinflusst, gibt es eine 3-Stufen-Logik, die eine Lageerkundung, eine Grob- und eine Feinprognose beinhaltet. Damit bei Störungen nicht immer alles neu geplant werden muss, gibt es diverse Dispositionskonzepte, nach denen im beschriebenen Störungsfall ein festes Schema gefahren wird.

Nach diesem praxisorientierten Einblick in die täglichen Aufgaben im Eisenbahnsektor, verabschiedet sich das verkehrswissenschaftliche Kolloquium in die Winterpause. Vielen Dank an Herrn Jens Hebbe, dem Leiter der BZ Berlin Fernbahn, für die Vorstellung der BZ und der Darstellung der Aufgaben der BZ Berlin.

(Text: Simon Dähnick, Student Verkehrssystemtechnik)

Den Einladungsaushang zur Veranstaltung finden Sie hier. Die Vortragsfolien finden Sie hier.

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