Mit dem Studiengang Physikalische Technologien in den Weltraum? Thea will es ausprobieren.
Thea, 19 Jahre alt, studiert an der Technischen Hochschule Wildau im 1. Semester den Studiengang Physikalische Technologien/Energiesysteme (B. Eng.). Im Interview erzählt sie, was sie antreibt und wo sie hin will. Natürlich alles Zukunftsgeschichte. Sie berichtet von ihrem Studienalltag unter Corona-Bedingungen und wie die Kommilitonen es geschafft haben, unter diesen Voraussetzungen doch zusammen zu finden.
Was wolltest du als Kind werden?
Thea: Ich hatte mehrere Sachen, die ich werden wollte. Im Kindergartenalter wollte ich beispielsweise Prinzessin werden (lacht). Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass ich mehr dazu tendiere, mit Jungs zu spielen. Ich habe auch viel im Wald gespielt und gerne mit Lego gebaut. Eine ganze Zeit lang wollte ich Feuerwehrmann werden, Feuerwehrfrau in dem Fall. In der Grundschule wollte ich Lehrerin werden, weil ich gerne anderen mein Wissen vermitteln wollte. In der 7. Klasse habe ich dann ein Praktikum bei DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) gemacht.
» Ich möchte schon irgendetwas Nachhaltiges machen, was die Zukunft positiv prägt. Deswegen glaube ich, dass das Studium auch sehr gut dafür ist, um eine bessere Zukunft zu schaffen. «
Dann wollte ich Elektrotechnikerin bzw. Ingenieurin werden. Und dabei hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich eigentlich Astronautin werden will. Das ist auch immer noch mein Ziel. Ich will mich dafür in jedem Fall bewerben, wenn es die Möglichkeit gibt.
Wie bist du genau auf diesen Studiengang Physikalische Technologien/Energiesysteme gekommen?
Thea: Ich habe in der 11. Klasse ein Praktikum an der TH gemacht. Da war ich auch genau in dem Studiengang. Ich habe bei der Schüler-Ingenieurs-Akademie mitgemacht. Wir hatten hier an der Hochschule abends dann Vorlesungen. Da habe ich Herrn Rolle (Prof. und Studiengangsprecher des Studiengangs PT) getroffen. Er meinte, wenn ich irgendwann Praktikum mache, dann kann ich auch an die TH Wildau kommen und mir die Labore richtig anschauen. Das habe ich dann gemacht. Wir haben ja hier in Haus 13 noch das Regenerative-Energie-Technik-Labor. Das war echt cool mit Wasserstoff und vielem mehr. Das ist komplett meine Welt. Deswegen habe ich mich dann auch für das Studium entschieden.
Kannst du jetzt schon sagen, was bisher das Spannendste im ersten Semester für dich war?
Thea: Am spannendsten finde ich zurzeit das Grundlagenwissen, also Chemie und Physik zum Beispiel. Da vermitteln sie Grundlagen, aber nicht so wie im Abi, sondern halt wirklich mit Sinn dahinter. Nicht nur: „Du musst das und das rechnen und diese Formel anwenden.“ Sondern wirklich die Formel funktioniert, weil (…) und dann erklären sie, wie die Natur so richtig funktioniert und nicht nur oberflächlich. Das finde ich eigentlich ganz cool.
Wie sieht ein normaler Tag in deinem Studium aus? Unter Corona-Bedingungen ist es anders, aber vielleicht kannst du schildern, wie ein durchschnittlicher Tag aussieht?
Thea: Ich habe zwei Tage, die verbringe ich an der Hochschule mit Laborübungen oder Präsenzveranstaltungen. Und die anderen bin ich meistens zu Hause. Also ich habe mir einen Lernplan erstellt. Ich glaube, das sollte auch jeder machen. Es hilft einfach so viel. Ich stehe meistens so um 6:30 Uhr auf, mache ein bisschen Sport. Dann frühstücke ich und dann habe ich um 8:00 Uhr meine erste Vorlesung. Die höre ich mir erst einmal an. Für mich ist es einfacher, wenn ich die Online-Vorlesungen erst einmal anhöre und dann danach zu allem Notizen machen und die Folien nochmal durchschaue. In der Pause von 12:30 bis 13:00 Uhr esse ich Mittag und danach setze ich mich dann meistens nochmal hin und guck ich mir an, was ich in den Vorlesungen gemacht habe und arbeite das ein bisschen auf und recherchiere noch ein paar Sachen, die ich nicht verstanden habe. Oder ich schau einfach, was und wo ich mir noch etwas angucken muss. Meistens ist es Mathe.
Und wenn ich noch Zeit habe, mach ich halt einfach auch Hobbies. Ich zocke zurzeit viel. Ich habe mitbekommen, wenn man mit den Leuten aus unserem Studiengang wenigstens ein Spiel zusammenspielt oder ein bisschen quatscht oder Lerngruppen macht, dass man so während Corona trotzdem ein Gruppengefühl in den Studiengang reinbringen kann. Man kann sich auch ganz gut kennenlernen, finde ich. Zurzeit gibt's so ein Spiel "Among Us" heißt das, das zocken wir. Ja und ich bin halt auch noch ein bisschen engagiert an der Hochschule. Da muss ich dann auch immer noch ein bisschen was machen. Es macht mir auch irgendwie Spaß, die verschiedenen Facetten der Hochschule kennenzulernen. Es geht ja hier nicht nur darum, komplett alles durchzuballern, sag ich mal, und nur zu den Vorlesungen zu erscheinen, Hochschulleben ist ja auch ganz cool.
Der Übergang von der Schule in die Hochschule, gab es da irgendwelche Hürden für dich? Was könnte man vielleicht anderen mit auf den Weg geben?
Thea: Also ich bin so ein Mensch gewesen, der nicht so viel extra gelernt hat in der Schule. In der Uni nutze ich deswegen auch den Lernplan, es ist ultra wichtig, dass man einfach dranbleibt. Und wenn man eine Woche nichts gemacht hat, dann muss man halt die nächste Woche doppelt so viel machen. Also es ist halt ein Studium. Deswegen muss man sich da ein bisschen mehr beschäftigen als in der Schule. Ich empfehle einfach allen Leuten, man muss kein perfekter Einser-Schüler in der Schule gewesen sein, aber wenn man ein Studium anfängt, dann muss man doch wirklich wissen, warum man es macht.
Hast du schon eine Perspektive, wo du dich in fünf oder vielleicht zehn Jahren mit dem Studium siehst?
Thea: Mit dem Studium kann man ja in viele Richtungen gehen, weil es echt breit gefächert ist, von Halbleitertechnik bis Optik. Eigentlich ist das Studium auf einen Photonik-Master ausgelegt, aber man kann auch Lasertechnik oder Plasmatechnik machen. Ich denke mal so in fünf Jahren mache ich entweder einen Master und beschäftige mich halt intensiver mit der Plasma-Forschung oder, wenn es jetzt doch anders kommt als gedacht, dann gehe ich in ein Unternehmen. Ich möchte schon irgendetwas Nachhaltiges machen, was die Zukunft positiv prägt. Deswegen glaube ich, dass das Studium auch sehr gut dafür ist, um eine bessere Zukunft zu schaffen. Es geht ja u. a. auch um regenerative Energien. Ich merke das auch viel bei meinen Kommilitonen, dass viele den Studiengang gewählt haben, weil es halt um regenerative Energiesystemtechnik geht. Ich persönlich bin sowieso in dieser Richtung unterwegs und bin fast vegan, der Umwelt zuliebe. Das spart Ressourcen und Treibhausgase. Das ist mir alles sehr wichtig und das möchte ich auch in Zukunft beibehalten. Mit dem Studiengang kann ich eigentlich nur besser werden. Also da kommt man auch in die guten Unternehmen, die dann vielleicht etwas zukunftsorientierter denken.
Warum sollten mehr Frauen Physikalische Technologien studieren?
Thea: Also ich sag immer, man muss die Männerwelt ein bisschen durchmischen. Ich finde ein Ingenieurstudium, ob Frau oder Mann, es ist komplett egal, Hauptsache du hast Inspiration. Ich merke, dass viele Jungs in meinem Studiengang sind, obwohl sie halt nicht so die „Passion“ (engl.) haben. Frauen können sich das ruhig trauen. Und wenn Jungs das schaffen, dann schaffen wir das ja erst recht. Es ist nicht so viel Technik, wie man sich das vorstellt. Und wenn man wirklich an Physik interessiert ist, dann schafft man das. Ja, ich hoffe einfach, dass sich mehr Frauen auch in die Ingenieur-Welt trauen und vor allem in die nachhaltige Ingenieur-Welt und das ist genau mein Studiengang.