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Jessica und ihr Studium Biosystemtechnik/Bioinformatik - oder wie man mit Präzision auch international gefragt ist.

Jessica, 22 Jahre alt, studiert an der Technischen Hochschule Wildau im 2. Master-Semester den Studiengang Biosystemtechnik/Bioinformatik (M.Sc.). Im Interview erzählt sie, warum aus dem Biohof doch die Biosystemtechnik wurde und wie es sie später durch ihr Praktikum nach Australien verschlug. Sie gibt einen kleinen Einblick in ihren Studienalltag vor der Pandemie und hat zudem einige Tipps, um sich das Studium einfacher zu gestalten. (KW)

Was wollten Sie als Kind mal werden?

Jessica: Als Kind wollte ich irgendetwas mit Tieren machen, am besten mit Pferden. Gerne wäre ich beispielsweise Pferdepflegerin geworden und hätte mir auch vorstellen können, auf einem Bauernhof zu arbeiten. Biologie hat mich schon immer sehr interessiert. Ich hatte den Traum von einem eigenen Hof, den ich im Sinne einer ökologischen Landwirtschaft bewirtschaftet hätte, um damit etwas Gutes für die Umwelt und die Menschen zu tun.

 

Und wie ging es dann weiter? Sie haben ja nun doch einen ganz anderen Weg eingeschlagen.

Jessica: Ich hatte mich zuerst für den Studiengang Ökolandbau und Vermarktung interessiert, bei dem es um ökologische Landwirtschaft geht. Der Fokus liegt allerdings mehr auf Wirtschaft, Wirtschaftskreisläufen und Management, was mich weniger anspricht. Ich hatte gemerkt, dass mich eher interessiert, wie man herausfindet, Dinge besser zu machen. Die verschiedenen Düngemittel zum Beispiel und welche Auswirkungen sie auf die Pflanzen haben. Nach einem Praktikum im Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau stand für mich Mitte der Abiturzeit fest, dass ich etwas in dieser Richtung studieren möchte.

» Besonders die Präzision, die man einhalten muss – dass man beispielsweise nichts falsch „pipettieren“ darf, weil sonst ein ganz anderes Ergebnis herauskommt – wurde von Anfang an immer versucht zu vermitteln. «
 

Wie sind Sie dann zu ihrem jetzigen Studiengang an der TH Wildau gekommen?

Jessica: Während meines Praktikums erzählte mir eine andere Praktikantin, die schon ein Jahr studierte, vom Studiengang Biotechnologie. Bei diesem Fach geht es sehr in die elektrotechnische Richtung und mich hatten aber eher die Zellen interessiert. Daher habe ich mich weiter informiert und festgestellt, dass das, was ich suche, die Bioinformatik/Biosystemtechnik ist. Ich habe mich dann für die TH Wildau entschieden, weil es hier den Studiengang gibt.

 

Würden Sie empfehlen, einen Vorbereitungskurs zu machen?

Jessica: Ich würde sagen, es hängt davon ab, inwiefern bereits in der Schule Grundkenntnisse im Informatikunterricht vermittelt wurden oder ob man zuhause Unterstützung erhält. Ist dies nicht der Fall, bieten die Vorbereitungskurse einen guten Einstieg.

 

Sie haben an der TH Wildau auch schon den Bachelor gemacht. Was war für Sie das Spannendste in dieser Zeit?

Jessica: Im ersten Semester fand ich richtig cool, wie schnell man doch in die ganzen Sachen wieder einsteigt. Ich hatte zum Beispiel nur bis zur zehnten Klasse Chemie, aber es wurde alles noch einmal von vorn aufgerollt. Klar musste ich mich da wieder etwas mehr reindenken als in Mathe, was ich bis zum Abitur hatte. Aber man ist wirklich wieder schnell auf den Wissensstand der anderen gekommen, wenn man da ein bisschen gearbeitet hat. Und was die Programmierung anging – davor hatte ich am Anfang ein bisschen Respekt – da gab es eine gute Einführung, da musste man sich auch keine Gedanken machen. Wahrscheinlich kommt es auch immer auf den Dozenten/die Dozentin an, aber bei uns war es sehr gut.

Was ich immer schön fand, war von Anfang an dieser Zusammenhalt in der Gruppe. Die Leute, die Chemie bis zum Abi hatten und dort richtig gut waren, hatten mir geholfen. Ich hatte wiederum die Programmierung schneller verstanden und konnte ihnen dann dort helfen. Wir saßen im ersten Semester noch stundenlang nach der Uni da und haben uns gegenseitig etwas erklärt und haben zusammen an Projekten gearbeitet. Das fand ich schon immer gut, dass es hier nicht so anonym ist. Das war auch ein Entscheidungsgrund für die TH Wildau. Es ist eben eine kleinere Hochschule und es sind nicht so viele Leute wie beispielsweise an einer Universität.

 

Vielleicht können Sie schildern, wie so ein normaler durchschnittlicher Tag im Studium aussieht? Ohne Corona-Bedingungen.

Jessica: Im Bachelor hatten wir im Laufe des Tages verschiedene Vorlesungen oder Laborübungen. Der Tag begann meist zwischen 8 und 9 Uhr und endete zwischen 15 und 16 Uhr.  An der TH Wildau ist es so, dass man bei einem kleineren Studiengang wie bei uns wie in einem Klassenzimmer sitzt. Es hat sich da nicht so viel geändert im Vergleich zur Schule. Es waren neue Fächer und mancher Professor hat eine richtige Vorlesung oder einfach einen Vortrag gehalten. Aber man konnte zwischendurch auch immer Fragen stellen. Das ist natürlich das Tolle, wenn es nur so wenig Studierende sind. Die Laborübungen hatten wir auch schon ab dem ersten Semester. Man macht ein Chemie-Grundpraktikum, in dem man die anorganische Chemie durchnimmt und einen Überblick zu den Stoffen erhält. Diese pipettiert man und guckt was da passiert und lernt ein Protokoll abzuarbeiten. Sonst hat man Programmierübungen und erhält entsprechende Aufgaben. Dann kommt die Mittagspause in der Mensa, in der man sich gut unterhalten und die Leute besser kennenlernen kann. Vielleicht hat man noch Belegaufgaben, die man erstellen muss. Und natürlich gibt es bei uns auch sehr viele Dokumentationen, denn zu jedem Praktikum muss man fast immer ein Protokoll anfertigen. Beim ersten Protokoll muss man aber keine Bedenken haben, dass man gleich eine schlechte Note bekommt, wenn man etwas falsch macht. Man lernt nach und nach, wie Protokolle geschrieben werden. Anfangs brauchte ich sehr viel Zeit, aber mittlerweile habe ich mich verbessert und an die wissenschaftliche Arbeitsweise gewöhnt.

Diese wissenschaftlichen, forschenden Ansätze im Studium – ist das ziemlich schnell greifbar gewesen für Sie – schließlich ist es ja einer unserer forschungsstärksten Studiengänge.

Jessica: Ja. Wir wurden von Anfang an mit ins Labor genommen und haben die Arbeitsweisen kennengelernt. Das Protokollieren unterscheidet sich am Ende nicht wesentlich vom Verfassen der wissenschaftlichen Paper im späteren Berufsleben. Da muss man ja auch genau dokumentieren. Besonders die Präzision, die man einhalten muss – dass man beispielsweise nichts falsch „pipettieren“ darf, weil sonst ein ganz anderes Ergebnis herauskommt – wurde von Anfang an immer versucht zu vermitteln. Außerdem wurden wir in begleitenden Fächern an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt. Zum Beispiel begannen wir damit, ein Protokoll für ein Suppenrezept zu schreiben. Da mussten wir dann ganz genau protokollieren, wie lang der Löffel war, mit dem man die Suppe umgerührt oder wieviel Gramm Salz man benutzt hat.

 

Jetzt nochmal zurück gedacht zum Übergang von der Schule in die Hochschule. Gab es da irgendwelche Hürden? Was könnte man anderen vielleicht mit auf den Weg geben?

Jessica: Man sollte sich frühzeitig informieren, was dieses Studium beinhaltet. Vielleicht ist es auch sinnvoll, den Informatik-Test der Wissenschecks oder einen Vorbereitungskurs zu machen, wenn man sich doch noch nicht sicher ist. Es gibt keinen NC bei dem Studiengang. Daher hatten anfangs viele begonnen, für die es dann doch nichts war. So ein Studium ist natürlich schon auch viel Arbeit. Wenn man es will, dann wird man es auch schaffen. Es gibt verschiedene Stellen, an die man sich studienbegleitend wenden kann und wenn es Spaß macht, dann sollte man auf jeden Fall weitermachen.

 

Haben Sie auch schon ein Praktikum in anderen Unternehmen gemacht unabhängig von dem im Studium geplanten?

Jessica: Ja, ich hatte im vorletzten Sommer ein Praktikum gemacht, denn ich habe ein Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst bekommen. Ich bin nach Sydney gegangen und habe dort das erste Mal richtig im Labor mitgearbeitet. Das war natürlich etwas Besonderes, weil ich einfach mal zwei Monate in Australien leben konnte. Dort habe ich viele Erfahrungswerte mitgenommen. Für die Bachelorarbeit war ich ebenfalls ein halbes Jahr Teil einer Forschungsgruppe im Integrative Research Institute (IRI) for the Life Sciences in Berlin. Das hier Gelernte wurde am Ende ein wesentlicher Teil meiner Bachelorarbeit.

 

Haben Sie schon eine Perspektive, wo Sie sich nach dem Master vielleicht in fünf oder zehn Jahren sehen?

Jessica: Tatsächlich realisiere ich noch nicht, dass ich jetzt schon so weit bin und schon in einem Jahr meine Masterarbeit schreiben soll, um dann in den Beruf zu gehen. Aber ich glaube, es wird nicht zu schwierig werden, weil ich inzwischen weiß, wo meine Stärken und meine Interessen liegen. Ich denke, dass ich auch etwas finden werde, was mir Spaß macht, zum Beispiel in die Richtung Grundlagenforschung wie bei meiner Bachelorarbeit. Gern würde ich hier in einer Gruppe an der TH Wildau oder an einer anderen Hochschule meinen Doktor machen. Es kann aber auch sein, dass ich der Forschung und Wissenschaft erst einmal den Rücken kehre und mir eine spannende Stelle in einer Firma suche.