Hochtechnologie-Einsatz an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst
Der Berliner Künstler Andreas Greiner (*1979) befasst sich in seinen Arbeiten mit vielen Themen – von Mikroorganismen über Fliegen bis hin zu biologischen Prozessen und musikalischen Notationen. Eines seiner jüngsten Projekte ist ein Masthuhn, genauer gesagt ein Hybridmasthuhn. Dessen Skelett steht im Maßstab 20:1 in der Berlinischen Galerie, dem Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur – ein rund sieben Meter hoher 3D-Druck, der eher an einen urzeitlichen Saurier erinnert als an einen gewöhnliches „Huhn“.
Andreas Greiner will damit die Realität der Konsumgesellschaft in Form der Massentierhaltung monumental ins Bewusstsein rufen und erhielt dafür den GASAG Kunstpreis 2016. Aber ohne die Hilfe der Experten des Kreativlabors ViNN:Lab der Technischen Hochschule Wildau unter der wissenschaftlichen Leitung von Professorin Dr. Dana Mietzner hätte es die Skulptur überhaupt nicht gegeben.
Von der Ideengenerierung im Oktober 2015 bis zur Installation im Museum reicht die Zusammenarbeit zwischen dem TH-Labor und dem Künstler. Zunächst wurde ein verstorbenes Brandenburger Masthuhn in „künstlerischer Pose“ tiefgefroren und anschließend in einem Hochleistungs-CT der Berliner Charité gescannt. Die Wildauer Firma MMM, eine TH-Ausgründung, extrahierte daraus schließlich digital die Knochen, die dann im BigRep, einem der größten 3D-Drucker weit und breit, einzeln im Maßstab 20:1 hergestellt und für den Gesamtaufbau auch konstruktiv aufbereitet wurden. Die Arbeit des Künstlers bestand anschließend im Nummerieren und Zusammensetzen der Einzelteile.
„Wir wollten zeigen, dass 3D-Druck in Dimensionen und Bereiche vorstoßen kann, die über bisherige Vorstellungen hinausgehen“, sagt Markus Lahr, Leiter des ViNN:Lab nicht ohne Stolz. Er verweist zudem auf neue wissenschaftliche Herausforderungen, denn solche Extremprodukte zwingen zum Beispiel zu neuen Materialentwicklungen.
Zwei Monate war das Laborteam mit dem Druck der Skelettteile beschäftigt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – noch bis zum 6. Februar 2017 steht es in der Berlinischen Galerie an der Alten Jacobstraße 124-128.